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Universitäten und Pädagogische Hochschulen bieten bereits Lehrgänge für Ethikunterricht an - Als Regelfach wurde es immer noch nicht eingeführt.

Foto: ap/Kienzle

Seit dreizehn Jahren werden in Österreich SchülerInnen im Unterrichtsfach Ethik unterrichtet. Allerdings nur dann, wenn vom Unterrichtsministerium ein Schulversuch erlaubt wird. Derzeit wird Ethik an 194 Standorten in der Oberstufe unterrichtet. Im aktuellen Regierungsabkommen zwischen SPÖ und ÖVP wird als Ziel genannt, eine parlamentarische Enquete einzurichten, um über die Aufnahme von Ethik in den Regelunterricht zu entscheiden. Diese wird nun weiter warten müssen, denn für eine flächendeckende Einführung des Ethikunterrichtes ist kein Geld da. Insgesamt spart sich die Bund durch die "Nichtumsetzung des Vorhabens Ethikunterricht" 57 Millionen Euro.

"Viel Geld und Zeit investiert"

Von dieser Einsparungsmaßnahme sind nun vor allem jenen überrascht und brüskiert, die eine Ausbildung als Ethiklehrer oder Ethiklehrerin machen. "Ich habe viel Geld und Zeit in diese Ausbildung investiert", erklärt Angela Lahmer-Hackl im Gespräch mit derStandard.at. "Zuerst hat es geheißen, wir sollen diese Ausbildung machen und jetzt werden wir nicht mehr gebraucht", sagt die Theologin. An ihrer Schule läuft jetzt im zweiten Jahr ein Schulversuch im Fach Ethik, sie kann also derzeit unterrichten. Einer Kollegin geht es nicht so gut. Sie hat ein kleines Kind und ebenfalls viel Geld und Energie in einen Ethik-Lehrgang gesteckt. An ihrer Schule wird sie jetzt aber nicht mehr gebraucht.

Religion zu unterrichten, ist zudem laut Lahmer-Hackl nicht immer einfach, da man davon abhängig sei, wie viele sich vom Unterricht abmelden. "Eine meiner Kolleginnen ist alleinerziehend und hat drei Kinder und kann nur mühsam eine Vollbeschäftigung finden", erzählt Lahmer-Hackl. Wenn sich SchülerInnen vom Religionsunterricht abmelden haben sie eine Freistunde, wird an der Schule jedoch Ethikunterricht angeboten, so müssen sie diesen besuchen.

Lehrer fühlen sich "veräppelt"

"Man nimmt auch den SchülerInnen etwas weg", sagt Lahmer-Hackl. Die Auseindersetzung mit ethischen Fragen werde in der Gesellschaft immer wichtiger. In Niederösterreich gibt es derzeit  rund 70 Personen, die eine Ausbildung zum Ethik-Lehrer machen, in Wien haben bereits 40 Teilnehmer den Ethiklehrgang abosolviert. Auch die Universität Graz, sowie die Pädagogischen Hochschulen in Salzburg, Nieder- und Oberösterreich bieten Ethiklehrgänge an. "Manche haben diesen Herbst begonnen", sagt Lahmer-Hackl, sie würden sich jetzt "veräppelt" vorkommen. 

Brief an Schmied

Um ihrem Ärger Luft zu machen hat die Lehrerin jetzt nun einen Brief an Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) geschrieben. Darin fordert sie sie auf, ab dem Schuljahr 2011/2012 Ethikunterricht einzuführen und sich in der Bundesregierung dafür stark zu machen. Ihre Kolleginnen und Kollegen würden ebenfalls voll hinter dem Schreiben stehen, so Lahmer-Hackl. Der Leiter des Ethik-Lehrgangs, Peter Kampits, hat die Kürzungen im STANDARD bereits als Symptom des "Bildungsverzichts" der Bundesregierung bezeichnet.

Aus dem Ministerium heißt es, dass es bis zu einer Einführung des Ethikunterrichts auch ohne die Budgetkonsolidierung noch länger gedauert hätte. "Meines Wissens wurde die Enquete schon öfter nach hinten verschoben", sagt die Sprecherin von Schmied zu derStandard.at. (Lisa Aigner, derStandard.at, 9.11.2010)